Freitag, 17. November 2006

Sojetische Meister der Gegenwart


SCHOLA S 9 enthält Ausschnitte aus Werken bekannter sowjetischer Komponisten. Sie bietet damit die in Klasse 7 und 10 notwendigen Beispiele für die Behandlung von Werken des sozialistischen Gegenwartsschaffens. In mehreren Unterrichtsstunden werden die Schüler mit Werken von Schostakowitsch, Prokofjew und Chatschaturjan bekanntgemacht. Die drei Kompositionen, die hier in Ausschnitten erklingen, gehören zu den bedeutendsten des neueren Musikschaffens und sind Beispiele für den Aufschwung der Musikentwicklung in der Sowjetunion.
Die ausgewählten Werke beweisen, daß die Gestaltung humanistischer Ideen, die Wahrung klassischer Traditionen, die Besinnung auf nationale Besonderheiten der Volksmusik sowie eine realistische Gestaltung gesellschaftlicher Konflikte zu den Schaffensprinzipien des sowjetischen Musikschaffens gehören. Sie bieten den Schülern überzeugende Beispiele für eine neuartige Anwendung musikalischer Ausdrucksmittel und für die aktive gesellschaftliche Bezogenheit der sowjetischen Musik
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Dmitri Schostakowitsch 1906-1975
7. Sinfonie .(„Leningrader"), 1. Satz Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchester Dirigent: Paavo Berglund (Finnland)
Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch erlebte in seiner Jugend, wie sich die ausgebeuteten Arbeiter Rußlands vom Joch des Zarismus und der Gutsbesitzer befreiten. In den ersten schweren Jahren des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft studierte er am Petersburger Konservatorium. Mit seinen sinfonischen Werken wurde er bereits in jungen Jahren ein bekannter Komponist. In Bühnen- und Filmmusiken wie auch in seinen Sinfonien nahm er aktiv teil an den gesellschaftlichen Ereignissen seiner Zeit. Immer mehr verband er sich in seinem persönlichen Leben und in seinem kompositorischen Schaffen mit den Ideen der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution und mit dem Aufbau des Kommunismus in seiner Heimat (seit 1933 war er Deputierter des Bezirkssowjets der Stadt Leningrad und des Obersten Sowjets der RSFSR). Durch sein Bemühen, in großen sinfonischen Werken bedeutsame Ideen zu gestalten, gesellschaftliche Auseinandersetzungen darzustellen und insbesondere den Kampf der Kräfte des Friedens gegen den Krieg, des Fortschritts gegen Reaktion aufzuzeigen, wurde Schostakowitsch zum Schöpfer eindrucksstarker Werke, die zu den bedeutendsten Beispielen sowjetischer Musik gehören. Besonders in der Sinfonik — in der thematischen Gestaltung wie in der Instrumentierung — setzt Schostakowitsch neue Maßstäbe. Mit neuen musikalischen Ausdrucksmitteln bereicherte er die klassischen Traditionen der Sinfonik und gab den gesellschaftlichen Ereignissen seiner Zeit künstlerische Gestalt. Seine bedeutendsten Werke sind unmittelbar auf Höhepunkte der Entwicklung seines Landes bezogen, zum Beispiel die 2. Sinfonie („Widmung an den Oktober"), die 3. Sinfonie („1. Mai"), die c. Sinfonie (zum zwanzigsten Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution), die 11. Sinfonie („Das Jahr 1905") und die 12. Sinfonie („Das Jahr 1917"). Die 7. Sinfonie komponierte Schostakowitsch 1941 unter dem unmittelbaren Erlebnis der Belagerung Leningrads durch die deutschen Faschisten. Er gab darin die Gedanken und Gefühle des sowjetischen Volkes während des unerbittlichen Kampfes gegen die faschistischen Eindringlinge wider und erreichte eine leidenschaftliche, aufrüttelnde Ausdruckskraft, die dieses viersätzige Werk schnell in vielen Ländern bekannt machte.
Von besonderer Eindringlichkeit ist der 1. Satz dieser Sinfonie. In ihm wird in ergreifender, anschaulicher Weise der Überfall faschistischer Eindringlinge auf das friedliche Leben der sowjetischen Menschen und ihr erbitterter Kampf gegen den Feind geschildert. Dabei kommt es dem Komponisten nicht darauf an, ein naturalistisches „Schlachtenbild" zu malen, sondern die Gefühle und Gedanken, die moralische Überlegenheit des sowjetischen Volkes gegen den brutalen Faschismus, den Haß auf den Feind und die Siegeszuversicht der Sowjetmenschen auszudrücken. Gleichzeitig gibt der Komponist ein Beispiel seiner parteilichen Haltung und der Verbun--, denheit mit seinem Volk. Schostakowitsch sagte selbst:fc„lch wollte ein Werk von unseren Menschen schaffen, die zu Helden wurden, die im Bewußtsein unseres Sieges gegen den Feind kämpften. An der Sinfonie arbeitend, gedachte ich der Würde unseres Volkes, sei nes Heldentums, der besten Ideale der Menschheit, dachte ich an die herrlichen Eigenschaften des Menschen, an unsere schöne Natur, an die Humanität, an die Schönheit. Unserem Kampfe gegen den Faschismus, unserem künftigen Siege, meiner Heimatstadt Leningrad widmete ich diese, meine siebente Sinfonie." U f" Der 1. Satz beginnt mit einem optimistischen Thema, dem eine i lyrische Melodie als zweites Thema entgegengestellt wird. In diesen
Themen wird das friedliche Leben der Menschen gekennzeichnet. Mit einem rasselnden Trommelrhythmus, der sich pausenlos durch den ganzen Teil bewegt, beginnt ein Variationenteil, der als „mittlere Episode" eine aufrüttelnde Darstellung des Kampfes gibt. Monoton wirken der Trommelrhythmus und das sich ständig wiederholende Thema dieses Teiles. In meisterhafter Instrumentation und verschiedenartiger harmonischer Gestaltung entwickelt sich dieser Teil zu einem mitreißenden Klangbild, in dem sich die Kraft und die Tapferkeit des sowjetischen Volkes und schließlich der Sieg der humanistischen Kräfte gegen die brutale Zerstörung ankündigt.

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Sergei Prokofjew (1891 - 1953)
Klassische Sinfonie („Symphonie classique") op. 25 1. Satz, Allegro - 3. Satz, Gavotte, non troppo allegro Dresdner Philharmoniker; Dirigent: Kurt Masur Sergei Sergejewitsch Prokofjew (1891 - 1953) ist einer der bedeutendsten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. In seinem vielseitigen kompositorischen Schaffen - seinen Sinfonien und Opern wie in Klavierwerken und Kammermusik - spiegelt sich sein Ringen um moderne musikalische Ausdrucksmittel und um die Gestaltung gesellschaftlicher Ereignisse und Ideen wider. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Amerika und in verschiedenen Ländern Westeuropas kehrte Prokofjew 1932 endgültig in die Sowjetunion zurück. Er überwand seine Neigung zu modernistischen Tendenzen des Musikschaffens in westlichen Ländern, in denen sich unter anderem überspitzte Dissonanzen und hervorstechende Rhythmen bemerkbar machten, verband seine Musik in stärkerem Maße mit traditionsgebundenen und volksverbundenen musikalischen Zügen. In seinem Heimatland wandte sich Prokofjew nun den großen, humanistischen Ideen seines Landes zu und schrieb bedeutende Werke, die seine Verbundenheit mit dem Leben und Schaffen seines Volkes ausdrückten und seinen Ruf in der ganzen Welt begründeten. Das Märchen für Kinder „Peter und der Wolf", die Ballette „Romeo und Julia" und „Aschenbrödel", seine Opern „Krieg und Frieden", „Die Geschichte vom wahren Menschen" sowie seine sinfonischen Werke sind realistische Kunstwerke, die den Ruhm der sowjetischen Kunst in alle Welt trugen.
1917 entstand Prokofjews „Klassische Sinfonie". Er schrieb dieses viersätzige Werk in Anlehnung an die Traditionen der klassischen Musik, die er mit neuen harmonischen und rhythmischen Elementen ^-bereicherte. Er verehrte damit das Schaffen der großen Meister der Vergangenheit. Hierzu sagte er selbst: „So entstand der Plan einer Sinfonie im Haydnschen Stil, . . . Mir schien, wenn Haydn bis in unsere Tage gelebt hätte, würde er seine eigene Handschrift beibehalten, gleichzeitig aber Neues dazu aufgenommen haben. Eine solche Sinfonie wollte ich komponieren: eine Sinfonie im klassischen Stil." Das optimistische Lebensgefühl des Komponisten, die Schönheit der klassischen Sinfonik, neuartige Harmonien und Rhythmen machen die Sinfonie zu einem anmutigen, interessanten Werk, das auch jugendliche Hörer zu begeistern vermag.
Der 1. Satz (Allegro) hat die Form des klassischen Sonatenhauptsatzes. Dem Hauptthema wird ein graziöses, einprägsames Seitenthema entgegengestellt, das an die Melodik der Klassik erinnert. In der Durchführung und in der Reprise werden die beiden Themen in interessanter Weise verarbeitet.
Der 3. Satz (non troppo allegro) ist eine elegante Gavotte im Stil des 18. Jahrhunderts. Das mehrmals wiederkehrende Hauptthema wird von einem kontrastierenden kurzen Trio abgelöst und beendet den Satz in-einem verklingenden pizzicato der Streicher.

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Aram Chatschaturjan (geb. 1903 in Tbilissi) Gajaneh (Ausschnitte) Lesginka — Wiegenlied — Gopak — *%*r Säbeltanz — Russischer Tanz
Berliner Sinfonie-Orchester, Dirigent: Horst Stein Zu den bekanntesten sowjetischen Komponisten der Gegenwart gehört auch Aram lljitsch Chatschaturjan. Mit seinen temperamentvollen Werken, deren Aufführung er auch in unserer Republik mehrmals selbst leitete, hat er sich in allen Ländern Anhänger erworben.
Chatschaturjan, der in Moskau Musik studierte, ging in seinem kompositorischen "Schaffen von den Musiktraditionen seiner armenischen Heimat aus. In allen seinen Werken klingen die vielfältige Melodik und die interessante Rhythmik armenischer Volkstänze und lieder an. Für seine großen Instrumentalwerke, in denen er seine Verbundenheit mit den Werktätigen seines Landes und seine parteiliche Haltung zu den gesellschaftlichen Ereignissen seiner Zeit ausdrückt, hat er hohe staatliche Auszeichnungen, unter anderem den Leninpreis, erhallten. Neben seinen bekannten Instrumentalkonzerten sind vor allem seine Bühnenmusiken und Ballette populär geworden (die Musik aus der Suite „Maskerade" haben die Schüler bereits in Klasse 6 kennengelernt).
Zu den bekanntesten Werken Chatschaturjans gehört das im Jahre 1942 entstandene Ballett G a j a n e h . In ihm gestaltet er einen zeitbezogenen Stoff, der von dem Kampf einfacher Menschen seines Volkes um Glück und Wohlergehen berichtet. „In diesem Stück wollte ich von der Landschaft Armeniens, von den einfachen Menschen meiner Heimat erzählen, ihre Aufbauarbeit und ihren Kampf um das Glück schildern. - Böse Kräfte störten diese Menschen beim Aufbau und suchten ihre friedliche Arbeit zu vernichten. Gajaneh ist eine einfache junge Frau, bei der das Persönliche mit der Gemeinschaft eng verbunden ist. Im Kampf um die Wahrheit und um das Wohlergehen ihres Dorfes kämpft Gajaneh gleichzeitig auch um ihr eigenes Glück . . .." sagt der Komponist über sein Werk. In den für die Darbietung im Unterricht ausgewählten Ausschnitten werden neben der schlichten, volksliedhaften Melodik in dem Wiegenlied Gajanehs vor allem Beispiele temperamentvoller Volkstänze, in denen sich die Lebensfreude des einfachen Volkes ausdrückt, geboten. In diesen Tänzen ist es Chatschaturjan in überzeugender Weise gelungen, die nationalen Intonationen, die melodischen und harmonischen Elemente armenischer Volksmusiktraditionen mit den Kompositionsprinzipien europäischer Musik zu verbinden.
Die eingestreuten Volkstänze lockern das dramatische Geschehen der Handlung auf und rufen bei der Ballettaufführung oder im Konzertsaal immer wieder Begeisterungsstürme hervor (der Komponist hat die Musik seines Balletts für den Konzertgebrauch zu Suiten zusammengestellt).
Zu den bekanntesten Tänzen müssen der kurdische Säbeltanz und die grusinische Lesgin ka gezählt werden. Beide wirken insbesondere durch ihre farbige Instrumentation und ihren mitreißenden Rhythmus. Typisch ist in beiden Tänzen ein einem temperamentvollen Rhythmus entgegengestelltes ruhiges Gegenthema, das zum Beispiel im Säbeltanz von einem Saxophon gespielt wird. In dem ukrainischen G o p a k und dem Russischen Tanz hat Chatschaturjan typische Elemente der Melodik und des Rhythmus der Volksmusik dieser Völker aufgenommen. Die Tänze, Tänze der Freude und der Freundschaft, drücken in dem Ballett das Glück und den Jubel der Menschen aus, die gemeinsam den Feind überwunden haben und für das Wohl ihrer Heimat arbeiten.
Prof. Dr. Karl Hoffmann

Reinhören Seite1 (160kbit) die Meister sind leider auch etwas angekratzt!
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